Auf der heutigen Mitgliederversammlung der Lebenshilfe Nieder-sachsen in Hannover haben die Delegierten mit großem Unverständnis darauf reagiert, dass die Schulgeldfreiheit in der Heilerziehungspflege im eingebrachten Haushalt des Lan-des wieder nicht vorgesehen ist.
„Menschen mit Beeinträchtigungen brauchen für ihren Teilhabeanspruch gut ausgebildete Fachkräfte. Es ist für mich unverständlich, warum Menschen, die diese Ausbildung ergrei-fen wollen, dafür auch noch etwas bezahlen müssen“, sagte der Landesvorsitzende Franz Haverkamp heute auf der Mitgliederversammlung der Lebenshilfe Niedersachsen. „Wir müssen in Sachen Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen weiter vorankommen und dafür brauchen wir gut ausgebildete Menschen.“
Zum Hintergrund:
Die SPD und CDU hatten in ihrem Koalitionsvertrag in Niedersachsen folgendes verein-bart: „Ferner wollen wir sicherstellen, dass Schulgeldzahlungen einer Berufswahl nicht im Wege stehen.“ In Niedersachsen ist aber die Entwicklung der Zahl der Menschen, die diese Ausbildung ergreifen, rückläufig. Lt. einer Aufstellung des Kultusministeriums gin-gen diese im Zeitraum von 2016 bis 2020 um fast 25 % zurück.
Potentielle Schüler*innen berichten, dass ein Grund, weshalb sie die Ausbildung nicht an-treten, der ist, dass sie für ihre Ausbildung Geld bezahlen müssen. Durch die Befreiung von Schulgeld in anderen Bereichen, die die Lebenshilfe Niedersachsen ausdrücklich begrüßt, hat die Ausbildung der Heilerziehungspflege einen weiteren Nachteil erlitten.
Heilerziehungspflegerinnen und Heilerziehungspfleger sind die Fachkräfte für Menschen mit Beeinträchtigungen. Entscheiden sich weniger für diese Ausbildung, fehlen diese für die Verwirklichung des Teilhabeanspruchs von Menschen mit Beeinträchtigungen in Niedersachsen. Schon jetzt berichten uns Mitgliedsorganisation, dass sie personalintensivere Angebote nicht umsetzen können. Auch Eltern und Menschen mit Beeinträchtigungen berichten uns, dass es immer schwieriger wird, Unterstützung zu erhalten.
Der Einstieg in die Schulgeldfreiheit würde dem Land zunächst nur ca. 300.000 Euro kosten.